Problematische Lage bei der Energieversorgung im Winter 2022 wirft Fragen auf
Der CDU-Stadtverband Olsberg hatte für den 28.06.2023 zu einem Bürgerdialog „Versorgungssicherheit“ in das Zentrum Holz in Olsberg eingeladen, und viele waren dem Aufruf gefolgt. Als Referenten standen den Zuhörern Herr Frank Eikel von Westenergie -Leiter der Region Südwestfalen-Sieg- sowie Herr Siegfried Müller, Geschäftsführer der HochsauerlandEnergie GmbH und der Stadtwerke Lippstadt zur Verfügung.
Die Versorgungslage im Winter 2022 war in Deutschland aus heutiger Sicht problematisch. Die Referenten führten dies den Zuhörern mit Hilfe eines Größenvergleichs sehr praktisch vor Augen. Durch die ehemalige russische Gaspipeline Nord Stream 1 wurde vor Beginn des Ukraine-Krieges jährlich mehr Energie nach Deutschlang geliefert, als alle Energieerzeuger in Deutschland zusammen in einem Jahr erzeugen können. Das bedeutet, dass fehlenden Gas z. B. nicht einfach so durch Strom ersetzt werden kann, um Heizwärme zu erzeugen.
Trotz des Stopps der Lieferungen durch Russland konnten die Gasspeicher fast nahezu vollständig gefüllt werden. Allein in der ca. 10-tägigen Kältephase im Dezember 2022 wurden die Speicher allerdings um 10 % entleert. Man kann sich also ganz leicht ausrechnen, wie die Situation bei längeren Frostperioden ausgesehen hätte. Dank des milden Winters gab es zum Glück keine Gasmangellage. (In der kalten Jahreszeit war der Gasverbrauch im Gegensatz zum Stromverbrauch sieben Mal höher.
Wie geht die Entwicklung jetzt weiter? Jede Kommune mit mehr als 10.000 Einwohnern muss eine Wärmeplanung erstellen, die 2028 abgeschlossen sein soll. Fernwärme ist für ländliche Regionen aufgrund fehlender Infrastruktur sicherlich nicht so geeignet wie für urbane Räume. Im Hochsauerlandkreis würden sich eher Wärmepumpen, ggf. in Verbindung mit Solarthermie, oder lokale Nahwärmenetze anbieten. Um eine Transformation von fossilen Energien hin zu klimafreundlicheren Technologien zu erreichen, muss jedoch das gesamte Stromnetz ertüchtigt werden, da sich die heutigen Verbräuche durch Wärmepumpen und Elektroautos ca. verdreifachen werden. Die Versorger Westnetz und HochsauerlandEnergie nutzen schon jetzt jede Gelegenheit, um das Netz bei ohnehin anstehenden Straßenumbaumaßnahmen weiter zu ertüchtigen. Die praktische Umsetzung ist jedoch mit hohen Kosten verbunden und erfordert viel Manpower. Außerdem müssen auch Aspekte wie der Fachkräftemangel, hohe Baukosten und höhere Zinsen berücksichtigt werden. Auch die Unternehmen schauten mit Sorge auf die derzeitige Entwicklung.
Das Problem sind die bislang nicht energetisch ertüchtigten Bestandsbauten, bei denen sich der Einsatz von Wärmepumpen vielfach nicht als effizient erweist.. Diese sind oftmals schlecht gedämmt, haben undichte Fenster und auch die Heizkörper sind nicht für Wärmepumpen geeignet. Es ist also nicht mit der Installation einer Wärmepumpe getan, sondern auf die Eigentümer kommen hohe fünfstellige Investitionskosten zu.
Die neueren Gasnetze im Hochsauerlandkreis sind grundsätzlich auch für die Durchleitung von Wasserstoff geeignet, allerdings ist dessen Nutzung zurzeit noch unwirtschaftlich. In Arnsberg läuft aber beispielsweise zurzeit ein stark subventioniertes Modellprojekt.
Eines der größten Probleme sahen die Referenten bei den langen Genehmigungsverfahren. Ein Windpark hat zurzeit eine Planungs- und Bauzeit von bis zu 12 Jahren. Das Genehmigungsrecht muss beschleunigt und vereinfacht werden.
Laut der Referenten ist Ideologie bei diesem Thema nicht hilfreich. Wichtig sind Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit. Mit Subventionen nach dem Gießkannenprinzip sollte man zurückhaltend umgehen. Darüber hinaus müssen neue Technologien geschaffen werden.
Der ehemalige Bürgermeister Elmar Reuter führte aus, dass wir in Deutschland einen Masterplan Energie benötigen, damit wir sukzessiv die Transformation durchführen können.
Der Klimawandel ist eine Herausforderung, der wir uns alle gemeinsam stellen müssen.